Wilhelm-Griesinger-Medaille für Prof. Dr. Michael von Cranach

02. Dezember 2019: Der ehemalige Ärztliche Direktor (1980 – 2006) der Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, Prof. Dr. Michael von Cranach, wurde seitens der deutschen psychiatrischen Fachgesellschaft in Berlin mit der Wilhelm-Griesinger-Medaille ausgezeichnet.

Die DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) ehrt damit „einen der wichtigsten Experten zum Thema „Euthanasie“ im Nationalsozialismus“ für „seinen lebenslangen und unermüdlichen Einsatz im Gedenken aller dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallenen psychisch erkrankten Menschen“.

Ausgehend von seinen Studien in Kaufbeuren hat Michael von Cranach 1999 (gemeinsam mit Hans-Ludwig Siemen) im Auftrag der Konferenz der Direktoren der Bayerischen Bezirks-Nervenkrankenhäuser (heute: Gesundheitsunternehmen der Bayerischen Bezirke) und mit Unterstützung des damaligen Schwäbischen Bezirkstagspräsidenten und Präsidenten des Verbands der Bayerischen Bezirke (heute: Bayerischer Bezirketag), Dr. Georg Simnacher, den großen Sammelband „Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945“ herausgegeben, der bis heute als Standardwerk gilt.

Dem vorausgegangen war „In Memoriam. Ausstellung in Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms“, die Michael von Cranach (mit Unterstützung seiner Ehefrau Katharina von Cranach) 1999 aus Anlass des XI. Weltkongresses für Psychiatrie in Hamburg verantwortete. Diese Ausstellung wurde an zahlreichen weiteren Orten gezeigt – unter anderem in aktualisierter Form 2015 im Stadtmuseum Kaufbeuren.

"In Kloster Irsee sind wir dankbar, dass Michael von Cranach bei der Gestaltung des Erinnerns an die Opfer der Patientenmorde in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Irsee aktiv mitwirkte und bis heute mitwirkt", so Dr. Stefan Raueiser, Leiter des Schwäbischen Bildungszentrum und Bildungswerk Irsee. Dazu zählen die Widmung der „Gedenkstätte Prosektur“ in den 1990er Jahren, die Verlegung von „Stolpersteinen“ vor der Fassade von Kloster Irsee 2009, die Herausgabe „Geistlicher Quellen zu den NS-Krankenmorden in der Heil- und Pflegeanstalt Irsee“ (Magdalene Heuvelmann, Wer in einer Gottesferne lebt, ist im Stande, jeden Kranken wegzuräumen, Irsee: Grizeto 2013) sowie die Gestaltung der von Robert Domes initiierten Gedenkveranstaltung „Lichter gegen das Vergessen“, die seit 2010 jährlich am Allerheiligentag als Kooperationsveranstaltung des Bildungswerks des Bayerischen Bezirketags mit dem Schwäbischen Bildungszentrum Irsee stattfindet.

Die Wilhelm-Griesinger-Medaille der DGPPN versteht sich als „Lifetime-Award für Psychiaterinnen und Psychiater, die sich durch großen persönlichen Einsatz und besondere Leistungen auf dem Gebiet der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik verdient gemacht haben“. Sie wird seit 2013 verliehen. „Mit der Auszeichnung nimmt der Vorstand der DGPPN eine Tradition unter neuer Widmung wieder auf, die mit Beschluss vom Juli 1986 mit dem Namen des Psychiaters Wilhelm Griesinger verknüpft ist. … Der Namensgeber der Ehrung war im 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten Wissenschaftler und Kliniker auf dem Gebiet der psychischen Erkrankungen. Wilhelm Griesinger lebte von 1817 bis 1868“ (vgl. https://www.dgppn.de/die-dgppn/ehrungen-und-preise/wilhelm-griesinger-medaille.html).