„Wir sind alle Kinder der Pflege“
Bachelor, Master, Unfallchirurgie, psychiatrische Akutstation, ambulanter Dienst für Menschen mit körperlichen Behinderungen, Langzeitpflege: Timo Thöle hat mir seinen 32 Jahren schon einiges gemacht. Seit 1. Juli hat der gebürtige Augsburger die nächste Stufe auf seiner beruflichen Karriereleiter erklommen. Er ist seitdem Pflegedirektor im Bezirkskrankenhaus (BKH) Augsburg und bildet mit Ärztlichem Direktor Prof. Alkomiet Hasan und Regionalleiter Stefan Reitsam die Krankenhausleitung der größten psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik in Bayerisch-Schwaben, die zudem Klinik der Universität Augsburg und damit Teil der Universitätsmedizin ist.
Thöle trat die Nachfolge von Ulrike Dogue an, die ihre Arbeitszeit auf eigenen Wunsch reduzieren wollte und nun für die Bezirkskliniken Schwaben in anderer Funktion tätig ist. Die ersten Wochen ging es dem neuen Pflegedirektor darum, Haus und Mitarbeitende kennenzulernen. Das BKH hat 18 Stationen inklusive Tagesklinik und Notaufnahme, fünf davon werden geschlossen geführt. In der Pflege arbeiten etwa 350 Frauen und Männer – die mit Abstand größte Berufsgruppe unter der Belegschaft, die etwa 600 Köpfe umfasst. Der Pflegedirektor ist für sie zuständig.
„Ich bin sehr herzlich und wohlwollend aufgenommen worden. Das erfahrene Kollegium hat mich gut an die Hand genommen, ich habe viele konstruktive Gespräche geführt“, lautet das Fazit seiner ersten Wochen. Dabei ist dem hochgewachsenen, 1,92 Meter großen Mann das BKH keineswegs fremd: Er arbeitete bereits von 2017 bis 2020 dort, und zwar als Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Station C2, einer geschlossenen Akutstation. Anschließend ging es nach München, wo er für einen großen ambulanten Dienst tätig war. Später übernahm er die Leitung eines Pflegeheimes in Kissing. Am 1. Juli 2024 trat er die neue Aufgabe am BKH an.
Thöle ist in der Region fest verwurzelt. Er schloss 2012 sein Fachabitur im sozialen Bereich an der Staatlichen Fachoberschule Neusäß erfolgreich ab. Von 2012 bis 2015 absolvierte er die Ausbildung zum examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger am Universitätsklinikum Augsburg. Dem Bachelor of Science folgte das Studium Prävention und Gesundheitsmanagement an der Deutschen Hochschule für Prävention und Unternehmertum Saarbrücken im Studienzentrum München, das er mit dem Master of Arts beendete. Während seiner Bachelor-Zeit war er als Werkstudent in der Unfallchirurgie an der Uniklinik Augsburg tätig.
„Die Begeisterung für Psychiatrie in mir wurde während meiner Ausbildung geweckt, als ich hier auf der Station E2 gearbeitet habe“, erzählt Thöle. Von den vielen Dingen, die er beruflich schon gemacht hat, habe ihm dieses medizinische Fach besonders viel Spaß bereitet. Seine Frau Karoline sieht es offensichtlich ähnlich: Sie ist ebenfalls bei den Bezirkskliniken Schwaben tätig und arbeitet als Psychologische Psychotherapeutin in der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) in Aichach.
Thöle beschreibt sich selbst als jemand, „der sehr gewissenhaft ist und sehr genau arbeitet“. „Ich bin einer, der es genau wissen will und alles hinterfragt.“ Sollte er dann von einer Sache überzeugt sein, „dann müssen wir rangehen, um sie umzusetzen“, so der 32-Jährige. Er biete jedem sein offenes Ohr an, will präsent sein und setzt erst einmal Vertrauen in jeden, selbst agieren zu können. „Wir haben sicherlich viele Vorgaben – gesetzliche, unternehmerische und finanzielle. Jedoch können wir viel machen. Wir sind alle Kinder der Pflege. Mein Ziel ist es, die Eigenverantwortung zu stärken und die Handlungsspielräume zu betonen“, sagt der neue Pflegedirektor.
Thöle kann sich nach eigenen Angaben vorstellen, noch zu promovieren, um Pflegeforschung und -wissenschaft in seinem beruflichen Kontext stärker zu betonen. Erst einmal ist es ihm ein Anliegen, die Belange und Aufgaben, die die neue Stelle mit sich bringen, gut anzugehen und Vertrauen zu schaffen. Anfang 2025 plant der leidenschaftliche Musiker (er spielt seit der dritten Klasse Bariton) den Vorsitz der Stadtkapelle Gersthofen zu übernehmen. 2. Vorsitzender des 133 Mitglieder zählenden Vereins ist er bereits. Langweilig wird es dem bodenständigen Schwaben also auf absehbare Zeit sicher nicht werden.